Was ist Ayurveda?
Der Ayurveda ist eines der ältesten Medizinsysteme der Welt. Der Sanskrit-Begriff "Ayurveda" setzt sich zusammen aus "ayu" – darunter wird der vereinte Zustand des physischen Körpers, der Sinnesorgane, des Geistes und der Seele verstanden, der als Charakteristikum für einen lebenden Menschen gilt – und "veda", der Lehre des Lebens, die unabhängig von Ort und Zeit gültig ist.
Er ist eines der umfassendsten Medizinsysteme der Welt, ein Gesundheitssystem, das die körperlichen, geistigen und seelischen Aspekte des Lebens beinhaltet. Er bietet ein reiches Konzept vom Leben in Gesundheit, indem die gesamte menschliche Existenz betrachtet und die Verquickung von menschlichem und kosmischem Leben klar zum Ausdruck gebracht wird.
Über Jahrhunderte haben Gelehrte und Ärzte des Ayurveda ein umfassendes Wissen über das Erkennen und Heilen von Krankheiten und über die richtige Ernährungsweise gesammelt. Die traditionelle ayurvedische Medizin umfasst acht Bereiche: innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie, Toxilogie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kinderheilkunde, Augenheilkunde und plastische Chirurgie.
Warum haben diese alten Lehren heute immer noch Bestand?
Weil sie auf Prinzipien gründen, die so alt sind wie das Leben selbst, und darauf beruhen, wie die Natur in jedem Geschöpf wirkt. In jedem Menschen – wie auch im ganzen Kosmos – sind die fünf Elemente Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde vorhanden. Diese fünf Elemente sind für das Leben verantwortlich.
Die Basis und ein weiteres Prinzip des Ayurveda ist die "tridosha"-Theorie, ein Prinzip der drei grundsätzlichen Prinzipien des Lebens. In ausgewogenem Zustand kontrollieren sie alle physiologischen Funktionen des Körpers bzw. führen diese aus.
Die drei doshas (Bioenergien) sind:
Vata (das Luft- und Raum-Element), es reguliert alle Bewegung des Körpers und im Körper.
Pitta (Feuer- und Wasser-Element), es steht für Transformation, also Umwandlung und biochemische Veränderung.
Kapha steht für Struktur und Stabilität, aufbauende und erhaltende Wirkkraft, die auch gegen Verschleiß schützt.
Ohne einen dieser Prozesse gäbe es kein menschliches Leben.
Die doshas sind keine festen und unveränderlichen Größen, sie verändern sich vielmehr im Rhythmus von Tag und Nacht, im Wechsel der Jahreszeiten und im Laufe unserer Lebenszyklen. Zu bestimmten Jahreszeiten und je nach Alter ist jeweils eines der doshas besonders aktiv.
Jeder Mensch ist von Geburt an mit einer individuellen Kombination dieser drei doshas ausgestattet, und diese einzigartige Zusammensetzung ist verantwortlich für die körperlichen, geistigen und emotionalen Eigenschaften eines Menschen.
Zum Beispiel wird ein von Natur aus pitta-dominierter Mensch mittleren Alters in der sommerlichen Hitze weitaus mehr von pitta beherrscht sein als ein älterer, vata-dominierter Mensch. Dieser pitta-Mensch sollte deswegen im Sommer nichts essen, was seine innere Hitze noch erhöht: also keine scharfen Gewürze, Fleisch, Meeresfisch, Milchprodukte, Paprika, Tomaten oder Zitrusfrüchte.
Ein älterer, vata-dominierter Mensch fühlt sich bei windigem Herbstwetter mit einer wärmenden Suppe wohler. Er kann eher süße, saure und salzige, warme und saftige Nahrung zu sich nehmen: morgens und/oder abends ein Glas warme Milch mit Nelken, Zimt, Kardamon und Rohrzucker, eventuell auch mit Ghee oder Honig.
Die Nahrung muss stets Antagonist sein, das heißt: die Nahrung muss das dominierende dosha reduzieren, damit sich die Ernährung auf den Gesundheitszustand auswirken kann. Die Ernährung muss so beschaffen sein, dass sie uns Energie und Lebenskraft gibt.
Grundlage dafür ist das Wissen um unsere eigene Konstitution und darüber, in welchem Zustand unsere Verdauungskraft – agni – ist. Schwaches agni äussert sich in langsamer Verdauung, Aufstossen, Blähungen, körperlicher Schwere und schneller Ermüdung.
Wird Nahrung schlecht oder unvollständig verdaut, sammelt sich im Körper ama an, das sind unverdaute Nahrungsmittelrückstände, die sich überall im Körper ablagern und Körperkanäle blockieren können. Ama macht sich an Zungenbelag, Verdauungsstörungen, geistiger und körperlicher Trägheit, Schwere und Abstumpfen der Geschmacks- und Geruchssinne bemerkbar.
Ernährung nach ayurvedischen Richtlinien bedeutet, die Nahrung auf die Verdauungskraft abzustimmen. Das Verdauungsfeuer muss immer im Blickpunkt stehen und gegebenenfalls gestärkt werden. Wenn alles gut verdaut ist, verspürt man eine körperliche Leichtigkeit. Die Herzgegend ist frei, die Augen sehen klarer, die Ohren hören besser und der Geschmacksinn ist differenzierter.
Ist die Verdauungskraft stabil, werden durch passende Ernährung alle Körpergewebe richtig versorgt und Abfallstoffe in den Geweben, die eine Anhäufung von Funktionsstörungen hervorrufen können, vermieden. Diesen Zustand nennt man im Ayurveda Gesundheit.